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Internationale Rolle des Euro
Die internationale Rolle des Euro
20 Jahre nach der Einführung der gemeinsamen Währung ist der Euro zur zweitwichtigsten Währung der Welt aufgestiegen. Im Jahr 2018 rief die Europäische Kommission eine Initiative ins Leben, um die internationale Rolle des Euro kritisch zu beleuchten. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der Zukunft der EU27 nach dem Brexit sowie angesichts der noch zu vervollständigenden Initiativen zur Eurozone und der Kapitalmarktunion (KMU) zu sehen.
Ziel
Die jüngsten geopolitischen und wirtschaftlichen Machtverschiebungen haben die Europäische Union dazu bewogen, Wege zur Förderung eines stärker diversifizierten und multipolaren Systems verschiedener Währungen zu finden. Dies soll dem wirtschaftlichen und finanziellen Gewicht des Euroraums Rechnung tragen und eine höhere Widerstandsfähigkeit der internationalen Wirtschaft gegenüber Erschütterungen gewährleisten.
Die Europäische Kommission hat ein weitreichendes und umfangreiches Maßnahmenpaket vorgestellt, das das Vertrauen und die Attraktivität des Euro erhöhen soll. Das Paket umfasst folgende Aspekte:
- Vollendung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, Bankenunion und KMU
- Maßnahmen zur Förderung eines tiefen europäischen Finanzsektors
- Initiativen im Zusammenhang mit dem internationalen Finanzsektor
- Förderung der Verwendung des Euro in strategischen Schlüsselsektoren
Die Gruppe Deutsche Börse begrüßt die Vision hinter den Politischen Leitlinien der neuen Europäischen Kommission und insbesondere das Ziel, die EU27 als einen wettbewerbsfähigen und prosperierenden Wirtschaftsraum zu etablieren, der von den Finanzmärkten auf Basis der Prinzipien Stabilität, Transparenz und Fairness gestützt wird.
Die Stärkung der internationalen Rolle des Euro kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: Zum einen direkt, indem das Vertrauen in die Währung selbst und ihre Attraktivität erhöht werden; und zum anderen indirekt, indem in Euro denominierte Produkte und Dienstleistungen, sowie das Finanzökosystem der Eurozone gefördert werden.
Die Stärkung des Vertrauens in den Euro erfordert die Reform der Eurozone im Hinblick auf die Wirtschafts- und Währungsunion, die Vervollständigung der Bankenunion, sowie Fortschritte bei der KMU. Darüber hinaus können marktorientierte Lösungen, die in einem geeigneten Regulierungsrahmen eingebettet sind, einen entscheidenden Beitrag leisten: Sie können Stabilität bei gleichzeitiger Wachstumssteigerung ermöglichen. Folglich kann eine verstärkte Verwendung des Euro in strategischen Schlüsselsektoren, wie beispielsweise auf den Rohstoffmärkten, wesentlich dazu beitragen, die EU widerstandsfähiger gegen Schocks und gleichzeitig attraktiver für Investitionen zu machen.
Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie spielt die Initiative zur Stärkung der Rolle des Euro zudem eine große Rolle für die nachhaltige Erholung und Förderung der europäischen Wirtschaft. Beispielsweise würde ein europäisches Wiederaufbauprogramm, einschließlich der gemeinsamen Ausgabe von Schulden – wie von der EU-Kommission im Mai 2020 vorgeschlagen – für eine Steigerung des Angebots an sicheren, in Euro denominierten Vermögenswerten sorgen und dabei helfen, die Resilienz und Souveränität der Eurozone und letztlich auch die internationale Rolle der gemeinsamen Währung zu stärken.
Zeitplan
Am 5. Dezember 2018 veröffentlichte die Europäische Kommission ihre Mitteilung „Hin zu einer stärkeren internationalen Rolle des Euro“, in der die oben genannten Arbeitsschwerpunkte zur Stärkung des Vertrauens, der Nutzung und der Attraktivität des Euro auf internationaler Ebene ausgeführt werden. Im Januar 2019 begrüßten die Finanzminister der Eurozone den Ansatz der Europäischen Kommission.
Entlang der verschiedenen Arbeitsbereiche hatte die Europäische Kommission zwischen Januar und April 2019 eine Reihe von öffentlichen Konsultationen durchgeführt. Ziel war es, eine breite Rückmeldung von unterschiedlichen Akteuren aus verschiedenen Sektoren zu erhalten und so ein besseres Verständnis über die Mechanismen zu erlangen, die der Verwendung der einheitlichen Währung zugrunde liegen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Konsultationsantworten erfolgte im Juni 2019. Die Kommission bekräftigte vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit für koordiniertes Handeln, und informierte über nächste Schritte in spezifischen Sektoren.
Es wird davon ausgegangen, dass die Initiative zur internationalen Rolle des Euro einen wichtigen Impuls für die Gesamtplanung der Kommission und die regulatorischen Prioritäten für die laufende Legislaturperiode geben wird. Diese umfassen die Vorbereitungen auf die Zeit nach dem Brexit, den Abschluss der Reformen der Eurozone sowie der KMU.
Vor dem Hintergrund der Bemühungen der Europäischen Kommission die Souveränität Europas zu stärken, stehen viele Elemente ihres Arbeitsprogramms 2020 im Zusammenhang mit der Initiative. Hierzu zählen unter anderem Vorschläge in Verbindung mit der bevorstehenden MiFID II/MiFIR-Überprüfung, beispielsweise in Bezug auf das Regime der Rohstoffmärkte oder auf die jüngste Strategie der Europäischen Union zur Integration der Energiesysteme. Zudem ist der mit der Initiative eng verbundene Aktionsplan zur KMU der Europäischen Kommission für das 3. Quartal 2020 geplant und könnte auch schon einen ersten Einblick in die nächsten zu unternehmenden Schritte geben.
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